Ehrenamtliche Arbeit als „Kitt der Gesellschaft“

8. Frauenpolitische Fachtagung der dbb Bundesfrauenvertretung

Die Unverzichtbarkeit freiwilliger Arbeit im Dienste des Gemeinwohls hat der Bundesvorsitzende des dbb, Peter Heesen, betont. Auch die Arbeit des dbb und seiner Mitgliedsgewerkschaften basiere im Wesentlichen auf dem Ehrenamt, sagte Heesen zum Auftakt der 8. Frauenpolitischen Fachtagung der dbb bundesfrauenvertretung am 21. März 2011 in Berlin. „Das Ehrenamt ist der Kitt in unserer Gesellschaft, und etwas mehr davon könnte die Gesellschaft sehr wohl gebrauchen“, sagte Heesen vor den rund 250 Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmern. Die Fachtagung stand unter dem Motto „Voller Einsatz für jede Rolle – Frauen und Männer im Ehrenamt“.

Heesen begrüßte zwar grundsätzlich Pläne für einen Bundesfreiwilligendienst, in dem sich ab Juli 2011 laut Bundesregierung rund 35.000 Menschen jeden Alters engagieren können. Zugleich kritisierte der dbb Chef den rein freiwilligen Charakter. „Für junge Menschen hätte ich mir schon ein Pflichtjahr im Dienste der Gesellschaft gewünscht, etwa in der sozialen Arbeit, im Einsatz gegen Katastrophen, aber auch in der Bundeswehr“, sagte Heesen. Aus seiner Sicht wäre dies auch mit Blick auf den demographischen Wandel erforderlich gewesen.

Die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, wies auf mögliche sozialunverträgliche Nebeneffekte der anstehenden Zivildienstreform hin. „Das Freiwilligenengagement kann die staatliche Fürsorge nicht ersetzen“, mahnte Wildfeuer. „Ehrenamtlichkeit soll neben, mit und in Konkurrenz zu den öffentlichen Institutionen wirken.“ Sie verwies auf die angespannte Personalsituation im Pflegesektor, in dem bisher ein Großteil der Zivildienstleistenden gebunden ist. Zwischen 1996 und 2008 sei jede siebte Stelle in der Krankenpflege eingespart worden. Wildfeuer appellierte an Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, bei der Umgestaltung des Zivildienstes die Situation der Frauen - über 80 Prozent der Beschäftigten im Pflegebereich sind weiblich – besonders zu berücksichtigen.

Bundesfamilienministerin Schröder kritisierte „verkrustete Strukturen“ in der Gesellschaft, die nicht nur dem Einsatz von mehr Frauen in Führungspositionen, sondern auch deren größerem Engagement für ehrenamtliche Arbeit im Wege stünden. „An der bisherigen Rollenverteilung muss sich etwas ändern, wenn wir mehr Frauen ins Ehrenamt bringen wollen“, sagte die Ministerin.

 

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