dbb Chef im Interview:

Belastung der Beschäftigten muss kompensiert werden - Flexible Regelungen gefragt

Die aktuellen enormen Arbeitsbelastungen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst müssen angemessen kompensiert werden. Darauf hat dbb Chef Klaus Dauderstädt im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Ausgabe vom 31. März 2016) gedrängt. Allein die Bundespolizei spreche von fast drei Millionen Überstunden. „Wir müssen uns darum kümmern, dass diese Zeiten, die im Einsatz verbracht werden, nicht einfach verfallen. Die Kompensation ist das größere Problem“, sagte Dauderstädt.

„Wir sind hier für eine gewisse Flexibilisierung“, erläuterte der dbb Bundesvorsitzende. „Mittelfristig kann man Überstunden nur abbauen, indem man neues Personal einstellt.“ Die beispielsweise vom Bundesinnenministerium für die Bundespolizei zugesagten 3.000 neuen Stellen seien zu wenig. „Wenn die Sicherheitslage so angespannt bleit, wären eher 8.000 zusätzliche Polizisten bei Bund und Ländern angemessen. Allerdings braucht die Ausbildung Jahre. Man kann nicht in drei Wochen backen, wofür man normalerweise drei Jahre braucht.“

Hilfreich seien zudem Lebensarbeitszeitkonten, „wo man Überstunden parken und zu einem späteren Zeitpunkt nutzen kann“, so Dauderstädt weiter. „Wir fordern eine Kumulierung solcher Zeiten. Wenn ein Beamter auf seinem Konto ein ganzes Jahr an Überstunden angesammelt hat, dann könnte er ein Jahr früher in den Ruhestand gehen. Das ist heute noch nicht erlaubt, aber dieses Verbot ist einfach überholt.“

In der laufenden Einkommensrunde für Bund und Kommunen werde es erste Aktionen der Beschäftigten vor der zweiten Tarifverhandlungsrunde Mitte April geben, kündigte Dauderstädt an. Zwischen zweiter und dritter Runde (28. April) „könnten sich die Warnstreiks noch verschärfen, wenn die Arbeitgeber sich absolut nicht bewegen“. Warnstreiks seien vor allem in den kommunalen Verwaltungen möglich, etwa bei Zulassungsstellen, Kitas oder Ordnungsämtern sowie bei Verkehrsbetrieben wie Straßenbahnen und Bussen.

 

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