Die Beschäftigten in den Postnachfolgeunternehmen brauchen faire Arbeitsbedingungen. „Viele Beschäftigte fühlen sich aber eher auf einem Verschiebebahnhof“, sagte der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach am 30. November 2017 auf dem Gewerkschaftstag der Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM) in Berlin.
„Gerade beamtete Kolleginnen und Kollegen, die mit großem Engagement zum Aufbau des Unternehmens beigetragen haben, fühlen sich abgewickelt oder abgeschoben, etwa zu Vivento“, kritisierte Silberbach. Man könne zwar nicht sagen, dass beim Privatisierungsprojekt Post alles misslungen sei. Gelungen sei es aber mit denselben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die zuvor im „Staatsbetrieb Deutsche Bundespost“ gearbeitet haben, konstatierte Silberbach. Bei allem Verständnis für den Wettbewerb der Unternehmen müssten „dauerhafte Aufgaben im Kerngeschäft auch von dauerhaft angestellten, eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfüllt werden – und zwar auf der Basis fairer Tarifverträge“, forderte der dbb Chef.
Positiv sei, dass mit dem „Engagierten Ruhestand“ doch noch eine verlängerte Vorruhestandsregelung für die älteren Kolleginnen und Kollegen gelungen sei. „Dieses Angebot muss nun auch den Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Post, und hier vor allem im Bereich der Zustellung zugutekommen“, forderte der dbb Chef. „Wer regelmäßig bei Wind und Wetter unterwegs ist, bei oft wechselnden Zustellbezirken, der braucht diese Option.“
Silberbach verwies auch auf die Probleme von Befristungen, Arbeitsverhältnissen auf Abruf oder Fremdvergaben. Der öffentliche Dienst stehe bei Befristungen mit knapp 7,5 Prozent schlechter da als der Durchschnitt der Privatwirtschaft. „Und fast 20 Prozent Befristungen in den Brief- und Paketniederlassungen lassen sich nicht mit saisonalen Schwankungen sachlich rechtfertigen“, stellte Silberbach fest. Eine aktive Gewerkschaftsarbeit sei auch bei der Telekom unverzichtbar, wo die drei Bereiche Kundenservice, Technik und Außendienst zwar formal in dieselbe Lohnrunde fallen, die Beschäftigten aber unterschiedliche Tarifverträge haben. Statt einer Entsolidarisierung müsse es auch hier um mehr Wertschätzung für die Beschäftigten gehen.
Die Postnachfolgeunternehmen müssten ihrer Verantwortung gerecht werden, die sie trotz Privatisierung weiter haben, mahnte Silberbach. „Dazu gehören auch analoge Medien, zu deutsch: Briefe, die weiter regelmäßig und verlässlich, von Montag bis Samstag zugestellt werden müssen. Dazu gehört auch die Erschließung aller Regionen mit Breitbandnetzen. Ohne diese Infrastruktur sacken ländliche Regionen immer weiter ab.“ Diese Leistungen könnten aber nicht von den Unternehmen allein gestemmt werden. „Hier bedarf es verstärkt öffentlicher Investitionen.“ Silberbachs Fazit: „Alle wichtigen Infrastrukturaufgaben gehören in öffentliche Hand. Und sie gehören in die Hände von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ordentlich und verlässlich beschäftigt werden.“