Verband Bildung und Erziehung (VBE)

Bildungsgerechtigkeit: Stagnation soll beendet werden

„Wir erwarten, dass die verantwortliche Politik die bestehenden Herausforderungen zu Beginn des neuen Jahrzehnts mit einer nachhaltigen und dem tatsächlichen Bedarf Rechnung tragenden Strategie beantwortet. Es muss Schluss sein mit halbherzigen Schritten, die die Realität an den Schulen ignoriert.“ Das sagte VBE Chef Udo Beckmann am 6. Januar 2020.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) müsse endlich ein gemeinsames Bildungsverständnis entwickeln und anerkennen, dass die bestehenden pädagogischen Herausforderungen nur mit einem Zwei-Pädagogen-System zu bewältigen sei. „Nach dem Aus für den Nationalen Bildungsrat, der Wissenschaft und Praxis beteiligen sollte, ist die KMK mehr denn je in der Pflicht zu beweisen, dass sie in der Lage ist, mehr als einen Minimalkonsens zustande zu bringen“, erklärte Beckmann.

Als drängendste Herausforderung identifiziert der VBE Bundesvorsitzende den Fachkräftemangel. Dieser ziehe sich wie ein roter Faden vom Elementarbereich bis in die Sekundarstufe I. „Das ist das verheerende Ergebnis einer verfehlten Personalpolitik des zurückliegenden Jahrzehnts. Das Eingeständnis der KMK, dass bis 2023 an Grundschulen 12.400 Lehrkräfte fehlen und sich diese Versorgungslücken bis 2030 dann an die Sekundarschulen (außer dem Gymnasium) und Berufsschulen verlagert, ist weiterhin eine Schönfärbung des tatsächlichen Bedarfs. Bis 2025 werden es allein an Grundschulen laut Bertelsmann 30.000 fehlende Lehrkräfte sein. Diese Berechnungen beziehen sich aber nur auf den Status quo. Allein, um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbildung an Grundschulen ab 2025 einzulösen, werden 100.000 weitere pädagogische Fachkräfte benötigt. Diese befinden sich aber nicht auf dem Markt. Bereits jetzt fehlen 130.000 Erzieherinnen und Erzieher. Das bedeutet: Ganze Schülergenerationen werden um ihre Bildungschancen gebracht.“

Der VBE Bundesvorsitzende lenkt den Blick auf die Konsequenz dieses Mangels: „Wie fatal sich der wachsende Fachkräftemangel an den Bildungseinrichtungen auswirkt, zeigt die Tatsache, dass der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungschancen im reichen Deutschland ungebrochen weiter besteht, wie zuletzt die PISA-Studie zeigte. Kindern aus schwierigen sozio-ökonomischen Verhältnissen erschwert dies den Bildungsaufstieg. So wird die Schule zunehmend zur Sozialfalle. Die Reaktion der Kultusministerkonferenz auf die bestehende Situation ist in erster Linie durch Ratlosigkeit gekennzeichnet. Es ist beschämend, wie weit die Lücke zwischen Sonntagsreden mit dem Hohelied auf Bildung und der tatsächlichen Realität an Schule mit der unzureichenden Investitionsbereitschaft der Politik klafft.“

 

zurück