dbbj Kulturengespräch: Junge Migranten für den öffentlichen Dienst begeistern

Die dbb Bundesjugendvorsitzende Sandra Kothe und ihr Stellvertreter Sascha Titze haben am 26. August 2013 Repräsentanten verschiedener Organisationen eingeladen, um gemeinsam das weite Feld von Diversity im öffentlichen Dienst zu erkunden und gemeinsame Aktionen abzustimmen.

Zum ersten Gespräch trafen Kothe und Titze auf die Co-Vorsitzende des Jugendbeirates der Alevitischen Gemeinde Berlin Dilan Senkaya und den Geschäftsführer der IDA e.V. (Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit) Ansgar Drücker.

Die dbb jugend fordert für Diversity-Management ein ganzheitliches Konzept: „Nicht jede Behörde muss dafür ihr eigenes Süppchen kochen, obwohl uns letztlich natürlich jede Art von Initiative für Diversity recht ist“, sagt Sandra Kothe. „Diversity-Management bezieht sich nicht nur auf Menschen mit Migrationshintergrund, sondern auch auf Frauen und Männer, jung und alt, Menschen mit und ohne Behinderung und noch vieles mehr.“

Dilan Senkaya, sieht sich selbst als „gebürtige Berlinerin mit kurdisch-alevitischer Abstammung“ und studiert an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin-Lichtenberg im 4. Semester Verwaltungswissenschaften und absolviert derzeit ein Vollzeitpraktikum im Frauenreferat der Senatsverwaltung Berlin. Senkaya bemängelte vor allem, dass jungen Migranten die Berufsaussichten im öffentlichen Dienst oft unbekannt seien: „Wenn meine Familie keine Affinität zum öffentlichen Dienst hätte, wäre auch ich von selbst nie auf die Idee gekommen, Verwaltungswissenschaften zu studieren.“ Hinzu kämen Hemmschwellen, die aus schlechten Erfahrungen mit dem öffentlichen Dienst ihrer jeweiligen Heimatländer resultierten. „Besonders für Angehörige ethnischer Minderheiten ist das oft ein Problem“, sagt Senkaya.

Bezüglich der Berufsaussichten für Menschen mit Migrationshintergrund stellte Ansgar Drücker klar, dass es gerade unter Entscheidern im öffentlichen Dienst wenig bis keine Migranten gibt: „Die eher männlich-deutsch geprägte Führungsebene sucht sich daher meistens ihnen ähnliche Menschen aus, und da Migranten dort keine Netzwerke haben, sind ihre beruflichen Aussichten auch tendenziell schlechter.“ Drücker hält anonymisierte Bewerbungsverfahren von Arbeitgeberseite für sinnvoll, sieht aber auch die Gewerkschaften in der Pflicht ihren Beitrag zur interkulturellen Öffnung im Öffentlichen Dienst zu leisten. Neben dem gezielten Gang in die Vereine und Schulen müssten Gewerkschaften als Ansprechpartner für junge Menschen mit Migrationshintergrund fungieren.

Die dbb jugend wird den Dialog der Kulturen fortsetzen und bereits auf der Sitzung der Bundesjugendleitung am 19. September 2013 über mögliche Aktivitäten und Aktionen mit befreundeten Organisationen beraten.

Mehr zum 1. Kulturengespräch der dbb jugend lesen Sie in T@cker Ausgabe 10/2013.

 

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