Befristungen in Bundesministerien:

Der Bund taugt nicht als Vorbild

Die Bundesregierung hat auf eine kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE mit aktuellen Zahlen zu den Beschäftigungsverhältnissen in den Bundesministerien und den nachgelagerten Bundesbehörden geantwortet (Drucksache 18/11087). Daraus geht hervor, dass beispielsweise im Auswärtigen Amt von 1 195 Beschäftigten, die bis 30 Jahre alt sind, 470 Kolleginnen und Kollegen befristet angestellt sind. Das sind 39 Prozent. Im Vergleich dazu wird der Anteil derjenigen mit einem befristeten Arbeitsvertrag an der Gesamtbeschäftigungszahl immer geringer, je älter die Beschäftigten sind. Bei den 30 bis 40-jährigen liegt der Anteil aber immer noch bei 29 Prozent.

Sandra Kothe, Vorsitzende der dbb jugend, ordnet die Zahlen ein: „In den Bundesministerien sind besonders junge Menschen bis 30 Jahre befristet. Da fehlt es an Perspektive- für die Nachwuchskräfte, aber auch für die Ministerien! Jede Befristung ist eine zu viel!" Insgesamt waren im Jahr 2015 im öffentlichen Sektor 7,5 Prozent der Beschäftigten befristet angestellt, während es in der Privatwirtschaft 6,6 Prozent waren. Da hiervon gerade die Jungen betroffen sind, macht sich die dbb jugend in Gesprächen mit Politikern und im Rahmen der Einkommensrunden dafür stark, dass Auszubildenden nach bestandener Abschlussprüfung die Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis zugesichert wird. Kothe hält die Praxis, zunächst befristet einzustellen, für kurzsichtig: „Bei Stellenausschreibungen gehen die Bewerberzahlen schon alleine auf Grund des demografischen Wandels zurück. Die Privatwirtschaft bietet Berufseinsteigern inzwischen Anreize, wie zum Beispiel ein Jobticket oder eine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio, um die besten Bewerber für sich zu gewinnen. Der öffentliche Dienst hat sich zu lange auf seinem vermeintlichen Bonus als sicherer Arbeitgeber ausgeruht und es ist höchste Zeit, dass hier ein Umdenken erfolgt und endlich vor allem auf sachgrundlose Befristungen verzichtet wird.“

Die Übernahmequote (bezogen auf Entfristungen, Verlängerungen und Personalabgänge nach Befristungsende) hat sich im öffentlichen Sektor von 32 Prozent im Jahr 2014 auf 39,4 Prozent im Jahr 2015 erhöht. Ein Blick auf die durchschnittliche Beschäftigungsdauer der befristet Beschäftigten zeigt aber, dass der öffentliche Dienst Nachholbedarf hat: Im Jahr 2015 dauerte die befristete Beschäftigung dort im Durchschnitt 39,4 Monate, in der Privatwirtschaft waren es nur 20,4 Monate. „Eine so lange Unsicherheit trifft Beschäftigte jedes Alters hart“, meint Sandra Kothe. „Aber gerade die Jungen brauchen Perspektiven. Sie sind in einem Alter, in dem sie ein eigenes Zuhause haben wollen und vielleicht auch eine Familie. Mit einem befristeten Arbeitsvertrag wird die Wohnungssuche jedoch zum Fiasko. Hier sollte gerade der Bund als Arbeitgeber mit gutem Beispiel vorangehen, und möglichst unbefristet einstellen.“

 

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