Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung geht von wesentlich höheren Schülerzahlen in den kommenden Jahren aus als die bisherigen Planungen der Bundesländer. Die dbb Mitgliedsgewerkschaften Verband Bildung und Erziehung (VBE), Deutscher Philologenverband (DPhV) und Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) forderten von der Politik daher am 12. Juli 2017 sofortige Maßnahmen gegen den Mangel an Lehrkräften.
„Die Situation des Lehrermangels wurde von der Politik viel zu lange schöngeredet, Pensionierungswellen werden nicht ausreichend ausgeglichen und nun zeigt sich auch noch, dass die KMK (Kultusministerkonferenz, Anm. d. Red.) mit falschen Zahlen rechnet“, sagte VBE-Chef Udo Beckmann. Außerdem sei der steigende Personalbedarf durch wachsende Herausforderungen wie individuelle Förderung, Ganztagsbetrieb und die Inklusion noch nicht berücksichtigt. Notwendig sei eine Lehrerausbildungsoffensive sowie die Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs.
DPhV-Chef Heinz-Peter Meidinger argumentierte: „Es ist allerhöchste Zeit, dass die Politik auf diese aktualisierten Schülerzahlenprognosen reagiert. Die Konsequenz kann nur heißen, alle auf den bisherigen Annahmen basierenden Streichungen von Lehrerstellen in einzelnen Bundesländern sofort zu stoppen und durch zusätzliche Investitionen in den Bildungsbereich dafür zu sorgen, dass steigende Schülerzahlen nicht wieder wie in den 80-er und 90-er Jahren zu Verschlechterungen bei der Bildungsqualität, etwa steigenden Klassengrößen, führen. Vor allem in den Ballungsgebieten, wo der Schüleranstieg am stärksten ist, aber nicht nur dort, müssen zeitnah milliardenschwere Neubauprogramme von Schulhäusern aufgelegt werden.
Der BLBS-Bundesvorsitzende Eugen Straubinger beklagte fehlenden Weitblick der Studienautoren. Fehlende Lehrkräfte etwa an Grundschulen würden dort zwar erwähnt. „Man bedenkt aber nicht, dass diese Schüler später zum größten Teil berufliche Schulen besuchen und hier fordern wir schon seit vielen Jahren mehr Lehrer. Es fehlen schon jetzt, insbesondere in den Fachbereichen Metall- und Elektrotechnik, in allen Bundesländern viele Lehrer“, warnte Straubinger.