Ein Jahr nachdem der Bundestag das Rentenpaket beschlossen hat liegen die ersten Zahlen zur Rente mit 63 vor. Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, sagte dazu am 6. August in Berlin: „Von der Rente mit 63 profitieren in erster Linie Männer. Das liegt vor allem daran, dass sie ununterbrochene Erwerbsbiografien haben. Für Frauen, die oftmals wegen der Kindererziehung oder Pflege von Familienangehörigen ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen haben oder in Teilzeit arbeiteten ist es nahezu unmöglich, die Voraussetzungen für einen frühen, abschlagsfreien Renteneintritt zu erfüllen.“
Die Bundesagentur für Arbeit hat in ihrer Veröffentlichung „Auswirkungen der Rente ab 63 nach langjährigen Beitragszeiten auf den Arbeitsmarkt“ (Berichtsmonat: Juli 2015) festgestellt, dass bei der Deutschen Rentenversicherung bis Ende April etwa 320.000 Anträge auf Rente mit 63 eingegangen sind. Um abschlagsfrei in Rente gehen zu können, müssen die Versicherten das 63. Lebensjahr vollendet haben und mindestens 45 Beitragsjahre vorweisen können.
Mit den Daten aus der Beschäftigungsstatistik kann mit vorläufigen Zahlen gezeigt werden, dass im Vergleich zum Vorjahr sich die Zahl der Beschäftigten über 63 um sieben Prozent verringert hat. Der aktuelle Rückgang fällt bei Männern mit neun Prozent deutlich stärker aus als bei Frauen (zwei Prozent), was laut Bundesarbeitsagentur nahe legt, dass Männer häufiger von der Möglichkeit Gebrauch machen, mit 63 Jahren in Rente zu gehen, als Frauen.
Helene Wildfeuer:„Diese Zahlen belegen eindrücklich, wie sich nüchterne und vordergründig geschlechtsneutrale gesetzliche Regelungen unterschiedlich auf Männer und Frauen auswirken. Wichtig ist, bereits bei der Entstehung von Gesetzen möglichst genau zu überlegen, wer von der geplanten Regelung profitiert, damit alle Bevölkerungsgruppen gleichmäßig berücksichtigt werden.“