Nowatschin fordert europäisches Kompetenznetzwerk beruflicher Bildung

Der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) Stefan Nowatschin fordert von den Europäischen Institutionen ein stärkeres Engagement in der Vernetzung der Akteure der beruflichen Bildung in Europa. „Die beruflichen Schulen leisten durch ihre Arbeit bereits einen großen Beitrag zu Integration, Inklusion und hochwertiger Fachkräftequalifizierung. Durch einen verstärkten grenzüberschreitenden Austausch in Europa, ein europäisches Kompetenznetzwerk, könnte diese Wirkung noch verstärkt werden.“ Die Rolle der EU müsse viel stärker als bislang die der Vermittlerin und Wegbereiterin seien. „Das wäre eine praktische Umsetzung der Forderung nach einem verbesserten lebenslangen Lernen in Europa und würde gleichzeitig helfen, mehr Menschen auf ein Berufsleben im gemeinsamen europäischen und globalen Markt vorzubereiten.“

Nach wie vor seien die nationalen Systeme der beruflichen Bildung in Europa sehr unterschiedlich. „Einige Systeme kommen besser mit den modernen Anforderungen zurecht als andere. Und es ist sicherlich nicht nötig, dass alle an unterschiedlichen Orten die Fehler der anderen wiederholen. Deshalb ist ein ständiger und zielgerichteter Austausch zwischen den Einrichtungen der beruflichen Bildung genau der richtige Weg“, erläutert der BLBS-Vize.

Dabei müsse es Fortschritte auf mehreren Ebenen geben. „Die EU muss die Mitgliedstaaten ermutigen, in moderne berufliche Schulen mit einer technischen und digitalen Ausstattung auf der Höhe der Zeit zu investieren. Dazu gehören zum Beispiel Videokonferenzräume, die den Austausch mit anderen Bildungseinrichtungen in Echtzeit zulassen.“ Diese technische Basisausstattung ermögliche dann einen grenzüberschreitenden Austausch, müsse aber darüber hinaus auch weiterhin und in größerem Maße durch Austauschprogramme für Lehrkräfte und Auszubildende ergänzt werden. „Die europäischen Fördermittel müssen deutlich stärker für die Schaffung dauerhafter Partnerschaften eingesetzt werden, damit könnte die Jugendgarantie lebendiger und erfolgreicher ausgestaltet werden. Ein solche Verstetigung der Beziehungen ist im Interesse der EU und fördert ein sozialeres Europa. Hier kann mit vergleichsweise geringem Aufwand schon eine große Wirkung erzielt werden“, so Nowatschin.

Kommissionspräsident Juncker habe in seiner Rede zur Lage der Union kürzlich das Ziel vorgegeben, Europa müsse wieder innovativer werden und mehr für die beruflichen Chancen junger Menschen machen. Nowatschin will den Kommissionspräsidenten beim Wort nehmen: „Einen Ausweg aus der erdrückenden Jugendarbeitslosigkeit in weiten Teilen Südeuropas kann nur gelingen, wenn wir junge Menschen so qualifizieren, dass sie auf das Berufsleben optimal vorbereitet sind und den Mehrwert von Europa erkennen. Wir alle wollen keine verlorene Generation.“ Der Wert der beruflichen Schulen werde bislang nicht hoch genug geschätzt, so Nowatschin weiter. „Das muss sich ändern, dann gibt es auch eine realistische Chance, endlich die europäische Jugendarbeitslosigkeit nachhaltig zu verringern und der EU-Krise an sich entgegenzuwirken.“

 

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