Bundesweit fehlen mehr als 106.000 Erzieherinnen und Erzieher

Personalmangel in Kitas: In Qualität statt Kostenfreiheit investieren

Noch immer fehlen in Deutschlands Kitas mehr als 106.000 Erzieherinnen und Erzieher. „Die neuen Zahlen der Bertelsmann Stiftung geben keinen Grund sich zurückzulehnen“, macht dbb Chef Ulrich Silberbach klar.

Trotz aller Kraftanstrengungen wird die unzureichende Personalausstattung in deutschen Kitas zunehmend zum Problem. „Zwar hat sich die Zahl der pädagogischen Fachkräfte durch den Kita-Ausbau deutlich erhöht, doch die Personalschlüssel verbessern sich vielerorts zu langsam“, sagte der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen Kita-Ländermonitors der Bertelsmann Stiftung am 26. September 2019.

„Der Personalmangel belastet nicht nur die Kita-Qualität, sondern auch die Erzieherinnen und Erzieher und erschwert es, mehr Menschen für den Beruf zu begeistern. Mit dem geplanten Recht auf ganztägige Bildung, Betreuung und Erziehung für Grundschulkinder kommt gleichzeitig eine gewaltige Herausforderung auf uns zu“, warnte Silberbach. Daher müsse weiter in Personal investiert werden. „Wir brauchen mehr Fachkräfte. Dafür müssen die Arbeitsbedingungen attraktiver werden. Das beginnt bei der vergüteten Ausbildung und geht weiter bei der Bezahlung, den Aufstiegschancen und den konkreten Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger können helfen, die Situation zu entspannen. Für uns ist dabei maßgebend, dass es mittelfristig keine Qualifikationsabsenkungen beim Personal gibt. Das bedeutet, dass die quereinsteigenden Kolleginnen und Kollegen sukzessive nachqualifiziert werden müssen bis auf das Niveau regulär ausgebildeter Erzieherinnen und Erzieher“, forderte der dbb Chef.

Kritisch merkte er an: „Wir sehen mit Sorge, dass einige Bundesländer die Mittel aus dem ‚Gute-Kita-Gesetz‘ in die Kostenfreiheit der Kinderbetreuung investieren anstatt in Qualitätsverbesserungen. Wir wissen aber von den Eltern, dass sie lieber – einkommensgestaffelt – etwas zuzahlen, statt auf Qualität zu verzichten. Das müssen wir den verantwortlichen Politikerinnen und Politikern klarmachen.“

Auch die Bertelsmann Stiftung mahnt: „Personal hat Vorrang. Für mehr Plätze, eine gute Kitaqualität und den Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder brauchen wir mehr Erzieherinnen und Erzieher. Diese können wir nur gewinnen und halten, wenn die Arbeitsbedingungen gut und attraktiv sind. Kindgerechte Personalschlüssel sind dafür eine wichtige Stellschraube“, so Stiftungs-Vorstand Jörg Dräger. Um neue Fachkräfte zu gewinnen, forderte er Verbesserungen im Ausbildungssystem für Erzieherinnen und Erzieher: bundesweit kostenfreie Ausbildung, eine angemessene Ausbildungsvergütung sowie Renten- und Sozialversicherungspflicht für alle Ausbildungsgänge.

Mehr Infos zum „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung unter www.bertelsmann-stiftung.de.

 

 

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