Internationaler Tag der Pflege

Pflege geht die ganze Gesellschaft an

Zum internationalen Tag der Pflege hat der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach die Fortschritte bei der Weiterentwicklung der Pflegeversicherung gelobt. Dennoch dürfe die Politik überfällige Verbesserungen nicht weiter aufschieben.

„Besonders notwendig sind spürbare Verbesserungen für pflegende Angehörige, die in der Vergangenheit nur selten im Fokus der Öffentlichkeit standen. Sie bilden, ergänzt um ambulante Pflegedienste, das Rückgrat der häuslichen Versorgung und stehen durch die derzeitigen Kontaktbeschränkungen vor immensen Herausforderungen“, so Silberbach. 

Anerkennungsprämien für das Pflegepersonal und Finanzhilfen für die Krankenhäuser seien zwar wichtig. Gleichzeitig fühlten sich viele daheim Betreute und deren Angehörige derzeit von der Politik im Stich gelassen. „Seit Jahren fordern wir, die Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu verstehen und analog zur Kinderbetreuung eine steuerfinanzierte Entgeltersatzleistung für pflegende Angehörige und einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Tages-, Nacht- und Kurzzeitpflege zu schaffen. Bei der Kinderbetreuung haben wir das seit Jahren“, erklärte der dbb Chef.

Auch der Vorsitzende der dbb bundesseniorenvertretung Horst Günther Klitzing sieht weiteren Reformbedarf: „Sollte doch eine stationäre Pflege unumgänglich sein, brauchen wir Rechts- und Kostensicherheit für alle Beteiligten. Dem vorhersehbaren, weiteren Anstieg der Eigenanteile bei Versorgung im Heim muss entgegengetreten werden. Wir fordern eine Deckelung oder zumindest eine stärkere Dämpfung des Anstiegs der Eigenanteile.“ Es müsse nicht der viel zitierte „Sockel-Spitze-Tausch“ sein, auch der Verband der Privaten Krankenversicherung habe ein Modell entwickelt, um künftige Kostensteigerungen abzufedern. „Wir sollten hier ergebnisoffen diskutieren“, so Klitzing.

Volle Unterstützung für die dbb-Forderungen kommt auch von Helene Wildfeuer, Chefin der dbb Bundesfrauenvertretung: „Grade wenn es um die häusliche Pflege geht, stehen Frauen an vorderster Front. Auf ihnen ruht häufig die ganze Verantwortung. Wie selbstverständlich sind es nach wie vor die Frauen, von denen erwartet wird, nahe Angehörige zu pflegen und falls erforderlich, dafür in eine Teilzeitbeschäftigung zu wechseln. In Zeiten von Corona kommen vielfach noch Beschulungs- und Betreuungsaufgaben für die Kinder hinzu. Wir müssen weg vom klassischen Rollenbild und hin zu einer echten gendergerechten Aufgabenteilung in Familie, Beruf und Pflege“, so Wildfeuer.

 

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