dbb kämpft für Aufwertung

Sozial- und Erziehungsdienst: Durchwachsener Verhandlungsauftakt

Mit dem Start der Verhandlungen über die Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes war dbb Chef Ulrich Silberbach nur bedingt zufrieden.

Der dbb Bundesvorsitzende und Verhandlungsführer sagte nach dem Abschluss der ersten Verhandlungsrunde am 25. Februar 2022 in Potsdam: „Das war ein durchwachsener Beginn. Für die nächste Verhandlungsrunde haben wir uns mehrere Themenblöcke vorgenommen, um nach sachgerechten Lösungen für die komplexen Probleme zu suchen. Das ist vernünftig. Noch fehlt den kommunalen Arbeitgebenden aber die entscheidende Einsicht: Von diesen Verhandlungen muss ein echtes Signal der Wertschätzung ausgehen, das dem gesellschaftlichen Stellenwert der frühkindlichen Bildung und der Sozialen Arbeit gerecht wird. Nicht nur für die vorhandenen Kolleginnen und Kollegen, sondern auch für die dringend benötigten Nachwuchskräfte. Die Aufwertung des gesamten Berufsfeldes ist zwingend erforderlich. Wir brauchen klare Perspektiven, insbesondere für deutliche Entlastungseffekte.“

Der dbb fordert etwa eine bessere Bezahlung durch höhere Eingruppierungen in den entsprechenden Entgelttabellen. Daneben sollen aber noch weitere Arbeitsbedingungen verbessert werden. Ein wichtiges Thema ist etwa „Zeit“, und das gleich unter mehreren Gesichtspunkten: So sollen beispielsweise Leitungsfunktionen nicht nur entsprechend bezahlt werden, sondern auch durch die verpflichtende Einführung von Stellvertretungspositionen entlastet werden – die dann natürlich ebenfalls entsprechend der Verantwortung entlohnt werden muss. Aber auch ganz grundsätzlich soll die Arbeit „am Menschen“ qualitativ besser werden, indem mehr Vorbereitungszeit für Inhalte und auch Organisatorisches eingeplant wird. Nicht zuletzt geht es auch um das Thema „Qualifikation“: Hier fordern die Gewerkschaften einen Rechtsanspruch der Beschäftigten auf regelmäßige Fortbildungen.

Andreas Hemsing, Bundesvorsitzender der beteiligten komba gewerkschaft sowie stellvertretender Vorsitzender der dbb Bundestarifkommission, sagte nach dem Auftakt: „Beim Auftakt schien es nicht, als würden die Arbeitgeber die Sorgen der gesellschaftlich relevanten Bereiche verstehen. Die Beschäftigten brauchen verdiente Entlastung in ihrer täglichen Arbeit. Mit Lippenbekenntnissen der Arbeitgeberseite ist es nicht getan. Es muss erkannt werden, woran es im System mangelt und dann müssen echte Lösungen her.“

Auch Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), kritisierte: „Die pädagogischen Fachkräfte in den Kitas und den Einrichtungen der Sozialen Arbeit arbeiten mit einer dramatischen Personalunterdeckung – seit Jahren. Ihre Arbeitsbelastung ist de facto viel zu hoch, die Wertschätzung, die den Beschäftigten entgegengebracht wird, viel zu niedrig. Es ist ein Armutszeugnis für die politisch Verantwortlichen, wenn wir Jahr für Jahr in der vom VBE mit herausgegebenen DKLK-Studie konstatieren müssen: Vier von fünf Kitaleitungen fühlen sich von der Politik nicht ausreichend gewürdigt. Dass dies insbesondere junge Kolleginnen und Kolleginnen so empfinden, ist ein zusätzliches Warnsignal“.

Im Vorfeld der Verhandlungen hatte auch die dbb jugend eine echte Aufwertung der Berufe im Sozial- und Erziehungsdienst gefordert. „Bereits heute fehlt in den Kitas und den Einrichtungen der Sozialen Arbeit an allen Ecken und Enden das Personal. Gleichzeitig soll die Quantität und Qualität der Arbeit kontinuierlich ausgebaut werden. Das wird nicht funktionieren! Gerade nach den Erfahrungen während der Corona-Pandemie ist es eher so, dass Kolleginnen Kollegen sich beruflich umorientieren, weil sie sich von der Politik und ihren Arbeitgebenden im Stich gelassen fühlten", sagte dbbj Chefin Karo Herrmann am 24. Februar 2022, einen Tag vor dem Start der Tarifverhandlungen in Potsdam. „Daher fordern wir: Die Leistung der Beschäftigten wertschätzen, die Attraktivität für Nachwuchskräfte steigern!"

Alle Informationen zu den Tarifverhandlungen gibt es unter www.dbb.de/sue.

 

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