Frauen in Führungspositionen
Arbeiten 4.0 braucht Gleichstellung 4.0
Der dbb hat die fehlenden Fortschritte bei der Gleichstellung in den obersten Bundesbehörden kritisiert und fordert eine einheitliche, behördenübergreifende Strategie, die Gleichstellung und digitalen Wandel im öffentlichen Dienst zusammendenkt.
„Bis 2025 sollen die Führungspositionen laut Zielvereinbarung im Koalitionsvertrag in den obersten Bundesbehörden paritätisch besetzt sein. Bisher ist die Bundesregierung hier keinen Schritt vorangekommen. Wir können weder Gestaltungswillen noch ein stringentes und behördenübergreifendes Personalentwicklungskonzept erkennen. Jede Behörde kocht weiterhin ihre eigene Gleichstellungssuppe, die Ergebnisse sind höchst unterschiedlich“, kritisierte der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach am 27. September 2019 auf der Hauptversammlung der dbb bundesfrauenvertretung in Berlin.
Silberbach forderte die Bundesregierung daher auf, eine gemeinsame Gleichstellungstrategie aufzusetzen, die die Ressorts in die Verantwortung zwingt und auf konstruktiven Austausch setzt. „Die Frage der Umsetzung der Gleichstellung ist keine, die nur über Gesetze zu lösen ist. Die Gleichstellungsgesetzgebung gibt bereits die Richtung vor. Woran es aber mangelt, ist deren konsequente Umsetzung“, so der dbb Chef.
Aus Sicht der dbb bundesfrauenvertretung ist vor allem eine kritische Auseinandersetzung mit der gelebten Behördenpraxis dringend geboten. „Wir pochen seit Jahren auf eine behördenübergreifende Bestandsaufnahme der Maßnahmen, die zu Gleichstellungserfolgen führen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat mit dem 'gb-check', dem Gleichbehandlungscheck, das passende Prüfinstrument bereits entwickelt. Wichtige Anhaltspunkte, wo es mit der Gleichstellung gut läuft und wo es hakt, liefert der Gleichstellungsindex. Es gibt also keine Ausreden mehr für weitere Verzögerungen“, verdeutlichte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer.
Die dbb bundesfrauenvertretung sieht eine neu ausgerichtete Leistungsbewertung als zentrales Element für eine erfolgreiche Gleichstellung im öffentlichen Dienst an. „Gerade in der digitalen Arbeitswelt müssen ohnehin andere Kriterien herangezogen werden, um dienstliche Leistung zu bewerten“, betonte Wildfeuer. Was künftig bei dienstlichen Beurteilungen und Beförderungen zählen müsse, sei weniger die Arbeitszeit als vielmehr die Produktivität. Durch Modelle wie „Führen aus der Ferne“ oder „Führen in Teilzeit“ werde es für Frauen einfacher, in verantwortungsvolle Positionen zu kommen, führte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung aus. „So kommen wir auch zu einem tatsächlichen Kulturwandel in den Behörden. Arbeiten 4.0 braucht Gleichstellung 4.0.“