BvLB zur Verschiebung der Schulöffnung
Berufsbildner fordern verbindliche operative, strategische und hygienische Standards
Der Bundesverband für Lehrkräfte der Berufsbildung (BvLB) begrüßte die Entscheidung der Bundesregierung, die Öffnung der Schulen erst einmal auf den 4. Mai zu verschieben. „Die gewonnene Zeit muss die Politik jetzt aktiv nutzen, um die nötigen Pflöcke einzuschlagen, die als Orientierung für die Wiederaufnahme des Schulbetriebs zwingend erforderlich sind. Bevor der Präsenzunterricht starten kann, muss klar sein, wie die Verteilung von Mundmasken gewährleistet werden kann, wie die Versorgung mit Desinfektionsmitteln garantiert wird und wie die Schülerbeförderung nach dem Infektionsschutzgesetz erfolgen kann. Parallel dazu müssen die Risikogruppen klar definiert sein. Hier ist die Politik gefordert, den Rahmen vorzugeben. Denn höchste Priorität hat nach wie vor dem Gesundheitsschutz von Lehrkräften und Schülern der beruflichen Bildung“, erklärten die BvLB-Vorsitzenden Joachim Maiß und Eugen Straubinger am 15. April 2020.
Daneben müssen die Kultusminister der Länder die operativen, strategischen und hygienischen Standards definieren, die Basis für die Wiederaufnahme des Schulbetriebs sind und bundesweit einheitlich sein müssen. „Berufsschulen können sich räumlich nicht ausdehnen. Es gibt eine feste Anzahl an Klassenräumen, die bei dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von zwei Metern bestenfalls der Hälfte aller Schülerinnen und Schüler Platz bietet. Hier sind praktikable Lösungen gefordert, wie die anderen 50 Prozent unterrichtet werden sollen, um die nötige Chancengleichheit für alle zu gewährleiten“, sagte Maiß.
Elementar ist auch, wie täglich aufs Neue 2,4 Millionen Schülerinnen und Schüler an den berufsbildenden Schulen vor Betreten des Gebäudes auf das Virus getestet werden können. „Reicht Fiebermessen oder müssen Schnelltests her oder gar eine Tracking-App? Und wie soll das Prozedere im Alltag ablaufen, wenn 1.000 Schüler gleichzeitig Richtung Schule strömen? Hier muss die Politik ganz klare Regeln vorgeben und die notwendigen personellen Kapazitäten bereitstellen. Andernfalls kann der Unterricht an berufsbildenden Schulen auch nach dem 3. Mai nicht starten“, sagt Straubinger.
Noch ein Problem ist, dass die Unterrichtsversorgung schon vor der Corona-Krise an den beruflichen Schulen bei durchschnittlich 90 Prozent lag und tausende Lehrkräfte fehlten - und weiterhin fehlen. „Das Delta wächst in der Krise deutlich, weil zahlreiche Lehrkräfte allein schon durch ihr Alter zu einer Risikozielgruppe zählen und somit auf längere Zeit ausfallen. Berufsschullehrer lassen sich nicht beliebig aus dem Hut zaubern. Auch hier ist die Politik gefordert, den Rahmen vorzugeben, wie unter diesen Vorzeichen Unterricht funktionieren soll“, sagte Straubinger.