Gutachten zum Ersten Bundesgleichstellungsbericht
dbb bundesfrauenvertretung fordert nachhaltige Kurskorrekturen in der Bundesgleichstellungspolitik
Als ernüchterndes Zeugnis unzureichender Gleichstellungsbemühung-en in Deutschland hat die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, die Ergebnisse des Sachverständigengut-achtens zum Ersten Bundesgleichstellungsbericht bezeichnet, die am 25. Januar 2011 in Berlin dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vorgelegt wurden. "Die Analyse zeigt, dass die Regierung nicht länger auf Selbstregulierung hoffen kann. Wir brauchen eine nachhaltige Gleichstellungspolitik, die in alle Politikfelder zu integrieren ist und die Wirkkraft der öffentlichen Verwaltungen im Gleichstellungsprozess offensiv und effektiv nutzt", sagte Wildfeuer und forderte eine sichtbare Kurskorrektur der Gleichstellungspolitik auf Bundesebene. "Mit diesem Expertenbericht liegt das passende Kursbuch vor, um das Schiff ‚Gleichstellungspolitik' zielsicher ins richtige Fahrwasser zu steuern", betonte die Vorsitzende.
Wildfeuer forderte die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder auf, die Arbeit umgehend aufzunehmen und bei der Behebung der Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen zu beginnen. "Entgeltgleichheit braucht einen gesetzlichen Rahmen, der Männer und Frauen das Recht auf eine ebenbürtige Bezahlung für gleichwertige Tätigkeiten zubilligt. Das heißt in der Konsequenz, dass typische Frauenberufe wie zum Beispiel der der Krankenschwester, der Grundschullehrerin oder der Erzieherin über bessere Verdienstmöglichkeiten aufgewertet werden müssen." Zudem erneuerte Wildfeuer die Forderung nach günstigeren Rahmenbedingungen für berufstätige Mütter durch den zügigen Ausbau der Kinderbetreuungsangebote und eine höhere Wertschätzung von familienbedingter Teilzeitarbeit innerhalb der Beförderungsdebatte. "Männer müssen mutiger an die Familienarbeit herangeführt werden und Frauen müssen ermuntert werden, im Job bis ganz nach oben durchzumarschieren. Mit jedem Hindernis, das wir auf diesem Weg abbauen können, werden tradierte Geschlechter-rollen langfristig und nachhaltig ausgeräumt", so die Vorsitzende.
Wildfeuer appellierte an die Dienstherren und öffentlichen Arbeitgeber, Genderkompetenzschulungen für Beschäftigte mit Führungsverantwortung obligatorisch einzuführen und ein unabhängiges Kontrollsystem der Beurteilungsroutinen zu entwickeln. "Wer dienstlich dazu verpflichtet ist, seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu beurteilen, muss geschlechterspezifische Fallstricke kennen und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Um ein faires Beurteilungssystem garantieren zu können, muss die Förderung der Gleichstellung am Arbeitsplatz dringend in die Leistungsbewertung von Führungskräften einbezogen werden", erklärte Wildfeuer.