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Fachkräftegewinnung: Soziale Medien sind ein wichtiges Recruiting-Instrument
Um gezielt qualifizierte Frauen für den öffentlichen Dienst zu begeistern, müssen sich die Verwaltungen stärker innovativen Recruiting-Methoden und moderner Arbeitsorganisation öffnen.
„Dem Staat fehlen fast 360.000 Mitarbeiter. Und wenn bald die Babyboomer in Pension gehen, wird die eh schon dünne Personaldecke in Bund, Ländern und Kommunen weitere Löcher bekommen. Um dem massiven Fachkräftemangel zu begegnen, müssen die Dienstgebenden und Personalabteilungen kreativ werden. Die Click-on-Demand-Mentalität setzt sich auch bei Bewerbungsverfahren mehr und mehr durch. Dieser Entwicklung müssen sich auch die Verwaltungen noch stärker öffnen. Auch und gerade bei der Suche nach weiblichen Führungskräften für den öffentlichen Dienst sehe ich viel ungenutztes Potenzial: zum einen in der gezielten Online-Ansprache und zum anderen in unkomplizierten digitalen Bewerbungsverfahren“, stellte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz auf dem e-nrw Kongress des Behörden Spiegels im Fachforum „Personalgewinnung in Zeiten von TikTok und Instagram“ in Neuss am 3. November 2022 heraus.
Vor allem die sozialen Medien eigneten sich gut, um neue Personengruppen für eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst zu begeistern – maßgeschneiderte Ansprechstrategien vorausgesetzt. „Social-Media-Plattformen sind der ideale Fachkräftemarktplatz: Hier tummeln sich potenzielle Bewerberinnen und Bewerber“, sagte Kreutz. Doch eine zeitgemäße Ansprache in den sozialen Medien allein sei nur einer von vielen überfälligen Schritten, um geeignetes Fachpersonal zu gewinnen. „Wir wollen Digital Natives und vor allem qualifizierte Frauen im öffentlichen Dienst anwerben – das ist keine Frage. Bei den Recruiting Strategien müssen wir auch junge versierte Bedienstete einbinden. Gleichzeitig müssen wir nicht nur überlegen, wie wir Nachwuchskräfte in den sozialen Medien ansprechen, sondern auch langfristig halten. Wir können nicht auf TikTok und Instagram ein junges und hippes Image präsentieren, während viele Behörden noch fest im Griff der Faxgeräte sind. Das ist nicht authentisch. Außerdem müssen wir verstehen, welche strukturellen Rahmenbedingungen den Bewerberinnen und Bewerbern bei der Arbeit wichtig sind“, so Kreutz.
Neben Technologieaffinität, diversen Führungsteams und flachen Hierarchien legten junge Frauen bei der Jobauswahl vor allem Wert auf attraktive Arbeitsaufgaben, eine gute Work-Life-Balance und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten. „Junge Frauen kehren nicht ihren Behörden, sondern ihren Führungskräften den Rücken, wenn sie ihren Job verlassen. Der mit Abstand häufigste Grund, weshalb junge Frauen im Job unzufrieden sind, ist der Führungsstil ihrer Vorgesetzten. Zur erfolgreichen Personalgewinnung gehört deshalb auch eine sattelfeste Strategie zur Weiterentwicklung der Führungskompetenzen von Mitarbeitenden, insbesondere jener mit Leitungsverantwortung“, betonte Kreutz.
Auch die dienstlichen Beurteilungsverfahren müssen laut dbb frauen Chefin Kreutz in den Blick genommen werden und endlich diskriminierungsfrei sowie geschlechtergerecht gestaltet werden: „Nur so stellen wir sicher, dass Frauen im öffentlichen Dienst dieselben Aufstiegschancen wie Männer haben – und da ist eines der wichtigsten Argumente für eine Laufbahn im öffentlichen Dienst.“