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Gegen Gewalt an Frauen: Arbeitgebende müssen Kultur des Vertrauens aufbauen

Neben finanziellen Mitteln zur Unterstützung gewaltbetroffener Frauen fordert dbb frauen Chefin Milanie Kreutz eine bundesweite Präventionsstrategie, die Arbeitgebende einschließt.

„Auch im zweiten Jahr der Pandemie ist die Zahl der häuslichen Gewalttaten weiter gestiegen und noch immer sind vor allem Frauen betroffen. Das muss uns als Gesellschaft alarmieren. Wir begrüßen es daher sehr, dass Bundesfamilienministerin Lisa Paus in den Medien zugesichert hat, die Mittel für den Opferschutz aufzustocken und den Zugang zu Hilfsangeboten gesetzlich regeln zu wollen. Was wir aber weiterhin vermissen, ist eine ganzheitliche Strategie, die neben den Hilfsangeboten auch den Ursachen von gewalttätigem Verhalten gegenüber Frauen grundsätzlich begegnet“, mahnte dbb frauen Chefin Milanie Kreutz am 17. Mai 2022.

Der volkswirtschaftliche Schaden, den Gewalt in Familien anrichte, sei immens. „Wir reden hier von Kosten in Milliardenhöhe, die die therapeutische Betreuung, fachliche Hilfe und medizinische Behandlung der Betroffenen, aber auch die damit verbundenen Arbeitsausfälle jährlich verursachen. Vor allem die Arbeitgebenden – allen voran der öffentliche Dienst – können einen wichtigen Beitrag zu einer gewaltfreien Gesellschaft leisten, indem sie sich aktiv für den Schutz der eigenen Beschäftigten einsetzen“, so Kreutz.

Im Kern gehe es darum, eine Kultur des Vertrauens aufzubauen, in der Beschäftigte, Auszubildende, Schülerinnen und Schüler Übergriffe melden können und in ihrem Anliegen vorurteilsfrei ernst genommen würden. „Dazu gehört beispielsweise die Einrichtung von unabhängigen Anlaufstellen im dienstlichen Umfeld, die von Gewalt Betroffenen schnelle, unbürokratische Hilfe bieten und zwar auch im Falle von Übergriffen, die im beruflichen oder schulischen Umfeld passieren“, stellte Kreutz heraus. Bereits kleinsten Anzeichen von Gewalt müsste frühzeitig nachgegangen werden.

Darüber hinaus warnte Kreutz, dass im Arbeitsalltag sexualisierendes, herabwürdigendes und gewalttätiges Verhalten gegenüber Frauen noch viel zu oft verharmlost werde. „Etwa jede elfte erwerbstätige Person war laut Antidiskriminierungsstelle des Bundes in den letzten drei Jahren von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen. Frauen sind mit 13 Prozent deutlich häufiger Ziel von Übergriffen als Männer. Im öffentlichen Dienst hat etwa jede vierte Frau solche Erfahrungen gemacht. Das wissen wir aus einer Forsa-Umfrage im Auftrag des dbb von 2018. Sexismus ist kein Kavaliersdelikt. Diese Haltung einzunehmen, ist Opferschutz erster Güte”, so Kreutz.

Hintergrund

Laut einer Recherche der Welt am Sonntag bei Innenministerien und Landeskriminalämtern in den 16 Bundesländern wurden 2021 fast 161.000 Opfer häuslicher Gewalt polizeilich registriert. Das entspreche einem Anstieg von 1,3 Prozent gegenüber dem Jahr 2020. Das Dunkelfeld sei groß, weil viele Opfer sich nicht trauten, Anzeige zu erstatten. Den Recherchen zufolge sind zwei Drittel der Gewaltbetroffenen Frauen.

 

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