Verband Bildung und Erziehung (VBE)
Gewalt gegen Lehrkräfte auf einem besorgniserregenden Niveau
Seit 2016 lässt der VBE bei Schulleitungen regelmäßig die Jobzufriedenheit abfragen. Auch in diesem Jahr hat das Meinungsforschungsinstitut forsa eine repräsentative Umfrage unter mehr als 1.300 Schulleitungen durchgeführt, besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Thema „Gewalt gegen Lehrkräfte“.
„Die Ergebnisse sind bedrückend. Fakt ist: Gewalt gegen Lehrkräfte und Schulleitungen ist an der Tagesordnung und wird seit dem Beginn der Corona-Pandemie zu einem immer größeren Problem in den Schulen. Darüber hinaus sehen wir einen dramatischen Rückgang der Berufszufriedenheit von Schulleitungen“, sagte der VBE Bundesvorsitzende Udo Beckmann am 11. November 2022 anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse beim Deutschen Schulleitungskongresses (DSLK) in Düsseldorf.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich die Zahl der Schulen, an denen es in den letzten fünf Jahren Gewalt gegen das pädagogische Personal gab, auf einem hohen Niveau eingepegelt hat. So meldeten fast zwei Drittel der befragten Schulleitungen zurück, dass es innerhalb der letzten fünf Jahre Fälle psychischer Gewalt, beispielsweise in Form von Beleidigungen, Bedrohungen oder Belästigungen an ihrer Schule gegeben hätte. Gut ein Drittel der Schulleitungen weiß, dass Lehrkräfte Opfer von Cyber-Mobbing wurden. In einem weiteren Drittel der Schulen kam es in den letzten fünf Jahren zu gewalttätigen körperlichen Angriffen auf Lehrkräfte oder Schulleitungen. Für Beckmann ist dieser Befund ein Skandal: „Rechnet man die Prozentangaben auf die Grundgesamtheit der allgemeinbildenden Schulen hoch, bedeutet das, dass es in den letzten fünf Jahren an fast 20.000 Schulen zu psychischer und an jeweils gut 10.000 Schulen zu Cyber-Mobbing oder körperlicher Gewalt kam. Dieser Zustand ist unhaltbar. Der Schutz der Lehrkräfte muss dringend auf die politische Agenda.“
Auch zu der Frage, was Schulleitungen benötigen, um ihrem Job besser nachkommen zu können, haben diese Auskunft gegeben. Die Forderungen sind: Mehr Anrechnungsstunden für das Kollegium zur Erfüllung besonderer Aufgaben (97 Prozent); Erhöhung der Leitungszeit an allen Schulen (94 Prozent); mehr Unterstützung durch andere pädagogische Fachkräfte, Stichwort: Multiprofessionelle Teams (94 Prozent); bessere Ausstattung mit nicht-pädagogischem Personal wie beispielsweise Hausmeister:innen oder Sekretär:innen (89 Prozent ); Einrichtung oder Beibehaltung einer erweiterten Schulleitung für alle Schulen (88 Prozent). Beckmann: „Ohne Schulleitungen, die ihrem Job gerne nachgehen und denen im Schulalltag genug zeitliche Ressourcen zur Verfügung stehen, kann Schule nicht funktionieren und sie kann sich schon gar nicht weiterentwickeln. Angesichts der Bedingungen, unter denen Schulleitungen heute arbeiten müssen, ist es wenig verwunderlich, wenn die Hälfte der Befragten zurückmeldet, dass sie den Beruf der Schulleitung wahrscheinlich nicht oder auf gar keinen Fall weiterempfehlen würden. Schließlich besteht ihre Hauptaufgabe zunehmend darin, den Mangel zu verwalten, anstatt ihrer eigentlichen Aufgabe, die Schul- und Unterrichtsentwicklung voranzutreiben, nachgehen zu können. Politik muss Schulleitungen und Lehrkräften endlich die Rahmenbedingungen liefern, die sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben brauchen. Völlig zurecht bewerten die Schulleitungen die Schulpolitik in ihrem Land mit 4,3 – Versetzung gefährdet.“