Herausforderungen des Gesundheitsschutzes
Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Technik und Naturwissenschaft (BTB), Jan-Georg Seidel, nahm im Rahmen einer Fachtagung der Europäischen Union der Unabhängigen Gewerkschaften (CESI) für den dbb an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Wie können öffentliche Arbeitgeber besser für das Thema Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sensibilisiert werden?“ teil. Eine hohe Aufgabendichte durch frühere Stellenstreichungen sowie die fortschreitende Digitalisierung, aber auch der Wunsch vieler Beschäftigter nach mehr zeitlicher Selbstbestimmung sind für Seidel die zentralen Themen.
Seidel verwies auf die steigenden Anforderungen einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt: „Die Anforderungen an die Beschäftigten verändern sich laufend. Der öffentliche Dienst ist davon nicht ausgenommen.“ Die Aufgabendichte habe in den vergangenen Jahren zugenommen und Arbeitsprozesse seien extrem beschleunigt worden. „Gleichzeitig wurde Personal reduziert und es wurde nicht ausgebildet.“ Die Beschäftigten des öffentlichen Diensts sorgten dafür, dass der Staat funktioniere. „Insbesondere in den verschiedenen Krisensituationen der vergangenen Jahre haben die Kolleginnen und Kollegen des öffentlichen Dienstes dafür Sorge getragen, dass wir in stabilen und sicheren Verhältnissen leben. Das geht aber nur mit hoch motivierten und engagierten Beschäftigten und dies wiederum bedarf der Wertschätzung“, erläuterte Seidel.
„Die Beschäftigten müssen vor neuen und geänderten Gefahren im Arbeitsleben geschützt werden“, so Seidel weiter. Der Einfluss der Digitalisierung sei in allen Verwaltungsbereichen spürbar. Die Digitalisierung habe das Arbeitstempo meist beschleunigt und der Überblick über Zusammenhänge gehe verloren. „Daneben sind der Respekt und die Achtung schleichend verlorengegangen. Beschäftigte des öffentlichen Dienstes werden zunehmend beleidigt, Gewalt wird angedroht und ausgeübt. Hiervor müssen die Kolleginnen und Kollegen geschützt werden“, forderte Seidel. Die Hauptverantwortlichen für die Umsetzung des Gesundheitsschutzes und der Sicherheit bei der Arbeit seien die Arbeitgeber. Sie müssten sich um die geänderten Gefährdungen kümmern und Schutzmaßnahmen umsetzen.
Daneben müsse ein öffentlicher Diskurs geführt werden, wie mit der von vielen gewünschten Flexibilisierung der Arbeitszeit und der Gefahr der Entgrenzung umzugehen ist, so der BTB-Chef weiter. Die Arbeitnehmer müssten in die Lage versetzt werden, sich bewusst entscheiden zu können und berufliche von privaten Tätigkeiten zu trennen. „Bei den Beschäftigten gibt es einen großen Bedarf an Arbeitszeitsouveränität. Dies darf aber nicht dazu führen, dass an der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeit von 11 Stunden zur Regeneration gerüttelt wird.“