dbb Bildungsgewerkschaften
Langfristig klare Regelungen für die Schulen gefordert
Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat am 5. Januar 2021 angesichts der Entwicklung der Corona-Infektionszahlen entschieden, die Schulen flächendeckend bis zum 31. Januar geschlossen zu halten und den Präsenzunterricht auszusetzen. Die Bildungsgewerkschaften im dbb fordern langfristig klare Regelungen – auch im Hinblick auf die Abschlussjahrgänge.
Joachim Maiß, Vorsitzender des Bundesverbandes der Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB), begrüßte die Entscheidung der KMK: „Das ist gut und richtig – auch wenn Präsenzunterricht höchste Priorität hat. Denn nur, wenn man Kontakte minimiert, Klassen halbiert und damit kleine Lerngruppen schafft, können auch in den beruflichen Schulen die AHA-Regeln eingehalten und das Infektionsgeschehen reduziert werden.“ Maiß forderte einen „Mutanfall“ der Politik auf allen Ebenen: „Das Virus wird uns noch lange begleiten. Daher ist es notwendig, die differenzierten Modelle, die der Hybridunterricht bietet, nicht als Ausnahme abzunicken, sondern als Ergänzung zu verankern. Hybridunterricht erlaubt, den Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht wie mit einem Regler passgenau auf die jeweilige Situation feinzujustieren.“
Jürgen Böhm, dbb Vize und Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR), wies auf die Herausforderungen im Homeschooling hin: „Die Lernplattformen in den verschiedenen Bundesländern laufen häufig mehr schlecht als recht. Die Schulen brauchen praktikable Möglichkeiten, um ihren Unterricht und auch Leistungserhebungen in einem rechtlich gesicherten Raum abzuhalten.“
Der Deutsche Philologenverband (DPhV) erwartet derweil Ansagen der Kultusministerinnen und Kultusminister im Hinblick auf die Abiturprüfungen: „Abiturienten brauchen ein vollwertiges Abitur. Die Anforderungen der Universitäten und der Ausbildungsinstitutionen an unsere jetzigen Abiturienten sinken durch Corona nicht. Abiturienten schlechter durch das Ausfallen oder Verwässern von Prüfungen auf ihre anschließende Studien- und Berufstätigkeit vorzubereiten, hilft niemandem“, so die DPhV-Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing.
Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) betonte ebenfalls, dass die Kultusministerkonferenz verlässliche Aussagen treffen müsse. „Es fehlen klare und rechtssichere Regelungen für die Leistungsmessung und Abschlussprüfungen mit Blick auf die Besonderheiten eines unnormal verlaufenden Schuljahres. Diese Fragen werden an Schulen aber gestellt. Lehrkräfte müssen befähigt werden, sie zu beantworten. Die Kultusministerien dürfen diese Erwartungshaltung an Schule nicht länger wegignorieren. Den Schülerinnen und Schülern wird ein rein defizitorientierter Fokus auf verpassten Schulstoff nicht gerecht. Neu während der Pandemie erworbene Kompetenzen sollten auch in eine Bewertung einfließen.“