• Mobiles Arbeiten

Mobiles Arbeiten: Entgrenzung von Arbeit und Privatleben verhindern

Vor einer Entgrenzung von Arbeit und Privatleben im Zuge des Ausbaus mobiler Arbeitsmöglichkeiten hat der dbb Vize Ulrich Silberbach gewarnt. „Nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch gut für die Beschäftigten. Gut kann das Angebot sein, zu Hause an bestimmten Tagen der Woche arbeiten zu können. Wenn Mobilität jedoch dazu führt, zu Hause arbeiten zu müssen, möglicherweise sich dem Druck ausgesetzt zu fühlen, auch die späte E-Mail weit nach Feierabend beantworten zu müssen, ist dies eine Entwicklung, die der dbb nicht unterstützen kann“, betonte Silberbach bei der Halbzeitkonferenz „Arbeiten 4.0“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales am 15. März 2016 in Berlin.

„Es braucht klare Regeln, um Beschäftigte auch vor Selbstausbeutung zu schützen und die Entgrenzung von Arbeit und Privatleben zu verhindern. Gesetzgeber, Tarifpartner, Betriebs- und Personalräte werden daher klare Regeln formulieren müssen, die die Beschäftigten auch im digitalen Arbeitsleben schützen“, sagte Silberbach. Mobiles Arbeiten verändere sich durch das Fortschreiten der Digitalisierung rapide. „Der PC, der im Büro oder zu Hause im Arbeitszimmer steht, kann durch das Handy im Urlaub nahezu ersetzt werden. Echte Mobilität bedeutet die Möglichkeit, fast immer und überall arbeiten zu können – und die Gefahr, fast immer und überall erreichbar zu sein. Aber das ist genau nicht das erklärte Ziel der Beschäftigten. Klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben sind notwendig. Regelungen müssen zeitliche Schutzräume ermöglichen. Dabei sind auch ‚unausgesprochene Erwartungen‘ nicht nur der Vorgesetzten, sondern auch aus dem Team in den Blick zu nehmen“, so der dbb Vize. Es müsse Wert darauf gelegt werden, die Beschäftigten bei Einführung und Erweiterung von mobilem Arbeiten von Anfang an mit in die Entwicklung einzubeziehen. Und: „Die Trennung von Arbeit und Arbeitsplatz muss immer freiwillig sein. Der Arbeitsplatz hat, auch im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen, dem Team, den Vorgesetzten, eine soziale Funktion, die wichtig ist.“

Flexibilität für bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Silberbach würdigte zugleich die Vorteile mobiler Arbeitsmöglichkeiten: „Mobilität kann die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die insbesondere junge Beschäftigte zunehmend als Attraktivitätskriterium bei der Arbeitsplatzwahl ansehen, sehr erleichtern. Mitarbeiter wünschen sich mehr Flexibilität bei Ort und Zeit, Betriebe suchen gute und motivierte Mitarbeiter, die eng an das Unternehmen gebunden werden sollen. An die Lebensphasen angepasste Möglichkeiten sind dabei ein wesentliches Instrument.“ Nicht aus dem Blick verlieren dürfe man bei all der Diskussion über mobiles Arbeiten die vielen Beschäftigten, „die am Menschen arbeiten und nicht von der mobilen Arbeit profitieren können. Zum Beispiel in den Heil-, Pflege-, Erziehungs- und Sozialberufen – etwa Krankenpfleger, Erzieher und Lehrer oder Polizei- und Feuerwehrbeamte“, gab der dbb Vize zu bedenken.

Mit dem bis Ende 2016 angelegten Dialogprozess „Arbeiten 4.0“ schafft das Bundesministerium für Arbeit und Soziales einen Rahmen für einen teils öffentlichen, teils fachlichen Dialog über die Zukunft der Arbeitsgesellschaft, in den auch der dbb als gewerkschaftlicher Spitzenverband für den öffentlichen Dienst eingebunden ist. Es geht vor allem darum, auf Basis des Leitbilds „Gute Arbeit“ vorausschauend die sozialen Bedingungen und Spielregeln der künftigen Arbeitsgesellschaft zu thematisieren und mitzugestalten.

 

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