Einkommensrunde startet

Öffentlicher Dienst: Nachwuchs wartet nicht auf Arbeitgeber

Zum Auftakt der Tarifverhandlungen für den Landesdienst warnt dbb jugend Chefin Herrmann die Arbeitgeber vor ritueller Trödelei: „Der Nachwuchs wartet nicht mehr lange.“

Die Vorsitzende der dbb jugend Karoline Herrmann erwartet von der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) in der ersten Verhandlungsrunde „ein substanzielles Angebot, über das wir direkt verhandeln können. Für rituelle Trödelei und Leere-Taschen-Rhetorik fehlt den Beschäftigten und insbesondere dem Berufsnachwuchs jedes Verständnis“, sagte sie am 8. Oktober 2021 in Berlin vor Beginn der Gespräche.

Die dbb jugend geht mit der Forderung nach handfesten Perspektiven in die Einkommensrunde: „Der öffentliche Dienst muss seinen jungen Beschäftigten und vor allem den Auszubildenden Sicherheit bieten. Ein Wiederinkraftsetzen der Regelung zur Übernahme der Auszubildenden nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung gehört für uns hier ebenso dazu wie die Erhöhung der Auszubildendenvergütung um 100 Euro monatlich“, betonte Herrmann, die auch Mitglied der dbb Bundesleitung ist. Im August hatten die Gewerkschaften in einer gemeinsamen Erklärung ihre Forderungen zur Einkommensrunde für den öffentlichen Dienst der Länder vorgestellt. Danach soll die Bezahlung im Landesdienst um 5 Prozent steigen – mindestens aber um 150 Euro. „Dass die TdL wieder mal schon vor Beginn der Gespräche reflexartig abwinkt, von notwendigen Einsparungen redet und auch noch um Verständnis für ihre Blockadehaltung wirbt, zeigt, dass die Arbeitgeber und Dienstherrn wirklich nicht verinnerlicht haben, in welcher dramatischen Lage der öffentliche Dienst ist“, kritisierte die dbb jugend Chefin. „Wenn mehr als 300.000 Beschäftigte fehlen, Altersabgänge im Millionenbereich anstehen, während eine Pandemie und deren Folgewirkungen sowie die digitale Transformation der Verwaltung zu bewältigen sind, kann ich mich nicht vor diejenigen, die das wuppen müssen, hinstellen und ihnen sagen ‚es gibt nix‘. Der Nachwuchs wartet nicht mehr lange. Wenn er kein attraktives Angebot mit spürbaren Perspektiven bekommt, stimmt er mit den Füßen ab, und der Staat steht ganz schnell alleine da. Das muss allen klar sein, die jetzt in dieser Einkommensrunde Verantwortung tragen“, machte Herrmann deutlich.

Hintergrund

Am 8. Oktober 2021 starten in Berlin die Verhandlungen für den Tarifvertrag der Länder (TV-L). Davon sind etwa 3,5 Millionen Beschäftigte betroffen: Direkt ca. 1,1 Millionen Tarifbeschäftigte der Bundesländer (außer Hessen, das eigene Verhandlungen führt), indirekt ca. 1,4 Millionen Beamtinnen und Beamte der entsprechenden Länder und Kommunen. Im Bereich der Länder gibt es derzeit rund 47.480 Auszubildende (davon in Hessen 3.310) sowie 110.230 Anwärterinnen und Anwärter auf Landesebene (davon in Hessen 9.455) und 10.975 Anwärterinnen und Anwärter auf Gemeindeebene (davon in Hessen 535), für die die Ergebnisse dieser Einkommensrunde relevant sind. Die zweite und dritte Verhandlungsrunde finden am 1./2. November 2021 und am 27./28. November 2021 in Potsdam statt.

 

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