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Schülerinnen und Schüler: Schulbarometer zeigt psychische Belastungen

Das am 20. November 2024 veröffentlichte Deutsche Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung zeigt die hohe psychische Belastung bei Schülerinnen und Schülern.

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) verweist in diesem Zusammenhang auf die angespannte Situation der Schulen und der Lehrkräfte. In den Umfragen beklagen weite Teile der Schülerinnen und Schüler unter anderem häufigen Unterrichtsausfall, Sanierungsstau, zu viele Störungen im Unterricht, zu wenig Klassenleiterstunden und zu wenig Feedbackmöglichkeiten. Ein Fünftel der Befragten sieht sich psychisch belastet.

Die DPhV-Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing sagte: „Der dauerhafte Lehrkräftemangel, die permanente Überbelastung der Kollegen und Kolleginnen fordern ihren Tribut. Auch wenn viele bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gehen, können sie den Unterricht nicht so gestalten, wie sie gerne würden, was teilweise dazu führt, dass die Unterrichtsqualität nicht mehr im gewünschten Maß gewährleistet werden kann. Die nicht zur Verfügung stehenden Zeit-Ressourcen bekommen die Schüler und Schülerinnen direkt zu spüren. Die meisten Lehrkräfte würden nichts lieber tun, als die Feedback-Arbeit mit ihren Klassen zu intensivieren und regelmäßig Klassenleiterstunden durchzuführen, wenn es sie denn in ihrem Bundesland in ausreichenden Maße gäbe. Wie und wo soll bei den viel zu hohen Stundendeputaten, Lehrkräftemangel, immer größerer Heterogenität in den Lerngruppen und den zahlreichen außerunterrichtlichen Verpflichtungen dafür die Zeit sein? Zudem ist es doch klar, dass sich verfallende Schulgebäude und mangelhafte Infrastruktur weder bei der Schülerschaft noch bei den Lehrkräften positiv auf die Psyche auswirken. Wir können nur an die Politik appellieren, hier endlich ausreichende Mittel zur Verfügung zu stellen, um die zugrunde liegenden, offensichtlichen Probleme zu lösen – sowohl kurzfristig als auch langfristig.“

Besonders alarmierend sieht der DPhV den häufigen Unterrichtsausfall, aber auch die Störungen im Unterricht. Die große Mehrheit der befragten Schülerinnen und Schüler (83 Prozent) berichtet davon. Lin-Klitzing: „Mangelnder Respekt gegenüber Lehrkräften belastet eben nicht nur die Lehrkräfte selbst, sondern auch die Mitschüler und Mitschülerinnen. Wir haben es hier leider mit einem gesamtgesellschaftlichen Problem zu tun. Hier sind auch die Eltern in der Pflicht, ihren Kindern Grundlagen des wertschätzenden Miteinanders zu vermitteln und die Lehrkräfte zu unterstützen, wenn sie entsprechendes Benehmen im Unterricht einfordern.“

Der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR) mahnt bessere Rahmenbedingungen an. „Die Ergebnisse des aktuellen Deutschen Schulbarometers sind alarmierend. Wenn sich mehr als 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen psychisch belastet und in der Schule nicht wohlfühlen, dann müssen wir das sehr ernst nehmen und gegensteuern“, sagte der VDR Bundesvorsitzende Ralf Neugschwender. Seit Beginn der Corona-Pandemie würden Kinder und Jugendliche in einer Dauerkrisenschleife heranwachsen – Ukraine-Krieg, Nahostkonflikt, Klimakrise, wirtschaftliche Rezession, politische Instabilität seien hier unter anderem zu nennen und Zukunftsängste – auch und besonders bei der jungen Generation –die Folge.

„Vieles kann offenbar nicht mehr im Elternhaus aufgefangen werden“, so Neugschwender. „Umso wichtiger wird die Aufgabe der Schulen. Mehr denn je gilt: Auf die Lehrkräfte kommt es an. Sie können ihren Schülerinnen und Schülern Orientierung und Halt geben. Eine vertrauensvolle Lehrer-Schüler-Beziehung kann für Kinder und Jugendliche ein Stabilitätsanker sein. Allerdings müssen dafür auch die Rahmenbedingungen stimmen: Vielerorts fehlt es immer noch massiv an Angeboten in der Schulsozialarbeit und Schulpsychologie. Zudem zeigt die Studie in hoher Dringlichkeit, dass Lehrkräfte mehr Zeit für ihr pädagogisch-didaktisches Kerngeschäft, aber auch für den einzelnen Schüler, die einzelne Schülerin brauchen. Das erfordert eine konsequente Entlastung von nicht pädagogischen Aufgaben, zum Beispiel durch Schulverwaltungs- oder Digitalassistenzen.“

 

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