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Krank zur Arbeit? Präsentismus birgt Gefahren

Die kalte Jahreszeit ist Krankheitszeit. Die dbb jugend nimmt das zum Anlass und wirbt für mehr Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung von Beschäftigten, Dienstherrn und Arbeitgebern in Sachen Präsentismus.

Dieser Fachbegriff meint das Phänomen, dass Beschäftigte trotz Krankheit zur Arbeit gehen. „70 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland gehen mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit“, zitiert dbb jugend Chefin Karoline Herrmann am 13. Februar 2020 die Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit. „Damit ist der Präsentismus in Deutschland mindestens genauso stark verbreitet wie krankheitsbedingte Abwesenheit selbst“, unterstreicht Herrmann und erläutert: „Die Gründe für die Menschen, trotz einer Erkrankung zur Arbeit zu kommen, sind nicht eindeutig. Der Anteil der Personen, die mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit kommen, ist auch bei denjenigen hoch, die mit ihrer Arbeit eigentlich zufrieden sind und keine Angst vor einem Jobverlust haben. Deswegen müssen wir uns auch im öffentlichen Dienst genauer anschauen, woher dieses Verhalten kommt und wie wir dieses Problem lösen können, denn Präsentismus richtet einen nicht zu unterschätzenden Schaden für die Beschäftigten und die Leistungsfähigkeit der Behörde und der Verwaltung an.“

In der Verantwortung sieht die dbb jugend Dienstherrn und Arbeitgeber, aber auch die Beschäftigten selbst. „Warum gehen Menschen trotz Kündigungsschutz oder Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall häufig auch dann arbeiten, wenn sie krank sind? Wird das in manchen Fällen vielleicht sogar erwartet? Diese Fragen gilt es zu klären. Zudem ist ein generelles Umdenken nötig“, so Herrmann. „Eine krankheitsbedingte Abwesenheit vom Arbeitsplatz darf nicht stigmatisiert und mit einer verminderten Leistungsfähigkeit gleichgesetzt werden. Und wir müssen deutlich machen, dass der Präsentismus definitiv viel negativere Folgen hat als ein angemessenes Auskurieren des physischen oder psychischen Leidens. Die Gefahr, Krankheiten zu verschleppen, zu verschlimmern oder, im Falle von übertragbaren Infektionen, viele andere Menschen – Kolleginnen, Kollegen, Bürgerinnen und Bürger – anzustecken, liegt auf der Hand“, warnt Herrmann. Besonders gravierend könne sich Präsentismus beispielsweise im Pflege- und Gesundheitsbereich auswirken, wenn erkrankte Pflegerinnen und Pfleger die gesundheitlich ohnehin schon angeschlagenen Patienten ansteckten. „Diesen möglichen hohen Preis des Präsentismus vor Augen, sollten wir uns zügig mit diesem Phänomen beschäftigen und es angehen“, appelliert die dbb jugend Vorsitzende.

 

 

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