• Gabriele Stark-Angermeier

Verärgerung über Zuwanderungsdebatte

„Wir können in der Sozialen Arbeit keine massive Zuwanderung in die Sozialsysteme feststellen. Die Art, in der Zuwanderung jetzt anlässlich der Freizügigkeit für Bulgaren und Rumänen thematisiert wird, ist beschämend und schadet unserem Land“, so Gabriele Stark-Angermeier. Die 2. Vorsitzende des Deutschen Berufsverbandes für soziale Arbeit (DBSH) ist verärgert über den Tenor der von der CSU eröffneten Debatte. „Wir brauchen zahlreiche qualifizierte Zuwanderinnen und Zuwanderer in Deutschland. Das gilt nicht nur für Topleute in der Wirtschaft, Ingenieure und dergleichen. Das gilt auch und vor allem für den Sozialbereich.“ Besonders in der Pflege drohten angesichts des demografischen Wandels ernste Engpässe.

Stark-Angermeier ist beruflich nah an den wirklichen sozialen Problemen. Sie ist nicht nur Vorstandsmitglied der Internationalen Föderation der Sozialarbeiter (IFSW – International Federation of Socialworker), sondern auch stellvertretende Geschäftsführerin der Caritas Zentren München Stadt/Land. „Wir sind dringend auf engagierte MitarbeiterInnen aus anderen EU-Ländern angewiesen. Wir sollten uns daher bemühen, dass unser Land attraktiv für Zuwanderinnen und Zuwanderer ist und nicht die Menschen durch Stammtischparolen verschrecken.“ Gerade aus Ost- und Südeuropa kämen viele hoch qualifizierte und motivierte Menschen, die mit ihrem persönlichen Streben nach Existenzsicherung und Glück einen aktiven Beitrag zum Erhalt des Wohlstands in Deutschland leisten könnten.

„Natürlich gibt es Missbrauch von Sozialleistungen und auch reelle Armutsprobleme in vielen deutschen Großstadtquartieren. Klar ist aber auch, dass der Sozialmissbrauch, der durch den entfesselten Finanzkapitalismus und Steuerhinterziehung entsteht, deutlich größeren volkswirtschaftlichen Schaden anrichtet. Gegen Sozialmissbrauch sollte auf allen Ebenen entschieden vorgegangen werden, nicht nur bei den schwächsten Gliedern der Gesellschaft. Grundsätzlich wollen die allermeisten Menschen arbeiten und selbständig ihren Lebensunterhalt bestreiten, ob sie nun Einheimische oder Zuwanderinnen und Zuwanderer sind“, zeigt sich Stark-Angermeier überzeugt.

Die Debatte sei auch mit Blick auf die europäische Zusammenarbeit bedenklich. Die europäische Freizügigkeit sei ein hohes Gut, das nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden dürfe. Gerade die Freizügigkeit ermögliche, legal eine Arbeitstätigkeit in einem anderen Land aufzunehmen, Sozialleistungen zu bezahlen und eine Absicherung in der Zukunft aufzubauen.

Dass wir nun in Deutschland mit einer angeblichen Armutszuwanderung europäische Grundwerte in Frage stellen, finde ich gefährlich. Ich kann nur an alle politischen Kräfte appellieren, sich aktiv den Herausforderungen zu stellen und nicht populistischen Aussagen hinterherzulaufen.

 

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