Siglinde Hasse: Ende der Vogel-Strauß-Politik
Die dbb Sozialexpertin Siglinde Hasse, Bundesgeschäftsführerin der Gewerkschaft der Sozialversicherung und stellvertretende Vorsitzende des Beschäftigungs- und Sozialausschusses der CESI, plädiert für eine Abkehr von der „Vogel-Strauss-Politik“ in Sachen Europa. „Wir Gewerkschaften müssen uns konstruktiv-kritisch mit den Folgen auseinandersetzen, die eine europäische Wirtschaftsregierung haben wird“, zeigt Hasse sich überzeugt. „Die Währungsunion wird mittelfristig eine Angleichung der Lebensverhältnisse innerhalb der Eurozone nach sich ziehen. Darauf müssen wir uns einstellen, und wir müssen uns auf europäischer Ebene dafür einsetzen, dass die Richtung nach oben weist und nicht nach unten.“ Der dbb setze dabei auf die CESI. „Wir haben uns für den Weg der gemeinsamen Interessenvertretung in der CESI entschieden, damit unsere Mitglieder und ihre Interessen in Europa Gehör finden.“
Hasse betrachtet ein verstärktes europäisches Engagement der Gewerkschaften als notwendig. „Ich bin froh, dass der dbb sich stark in der CESI engagiert.“ Die Europäische Union der Unabhängigen Gewerkschaften (CESI) biete ein wichtiges politisches Feld, ohne das auch die nationale Gewerkschaftsarbeit nicht mehr erfolgreich sein könne. „Wir müssen die Europäisierung als Chance begreifen und sehen ja beispielsweise an den Möglichkeiten, die der deutsche Arbeits- und Ausbildungsmarkt heute Jugendlichen aus Europa bietet, wie viel wir voneinander lernen und profitieren können.“ Selbstverständlich gelte es auch für die Deutschen, von ihren Nachbarn und Partnern zu lernen. „Wenn ich mir zum Beispiel die demografische Entwicklung Frankreichs ansehe, müssen die ja etwas richtig machen, was bei uns besser laufen könnte.“
Insgesamt sei es unverzichtbar, Europäisierung nicht als Nullsummenspiel zu begreifen. „Wir dürfen nicht immer befürchten, irgendetwas zu verlieren. Vielmehr müssen wir schauen, wie wir qualitativ hinzugewinnen können und zwar gemeinsam.“ Hasse zeigt sich überzeugt, dass die Währungsunion fortbestehen und also zu einer allmählichen Angleichung der Lebensverhältnisse führen wird. Darauf gelte es sich einzustellen. „Unsere Handlungsmöglichkeiten erweitern sich über die nationalen Grenzen hinaus. Das ist zunächst einmal weder positiv noch negativ, sondern einfach nur eine Tatsache.“ Hasse will sich intensiv in die weitere europapolitische Arbeit auf Ebene der CESI und auch im dbb einbringen. Die Offenheit für die sich vollziehenden europäischen Entwicklungen dürfe aber nicht den Blick auf die Interessen der Beschäftigten verstellen: „Die europäische Politik darf die Menschen nicht überfordern bei den Schritten, die zur dauerhaften Stabilisierung der Eurozone zu gehen sind.“
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